Messinstrumente

Aus den Erinnerungen von Patentanwalt DI Werner Barger, 2013:

"Schächter erkannte schon Anfang der Fünfziger Jahre als Erster, dass eine rigorose Fehlersuche bei den fertigen Produkten notwendig war, um unerklärlichen Qualitätsdifferenzen auf die Spur zu kommen. Daher entwickelte er  Prüfgeräte für Kugelschreiber, die bis heute [2012] weltweit in Verwendung sind.

Wie Schächter zu meinem Vater [DI Erich Barger] kam, weiß ich nicht. Noch im Jänner 2002 [wenige Monate vor Schächters Tod] reichten wir Anmeldungen für ihn ein, die schon viel Visionäres enthielten.

Schächter war der Erzfeind meiner Mutter, denn er kam praktisch immer unangemeldet in die Kanzlei, nur mit einigen Ideen, dort wurde sofort die Kasernierung aller Mitarbeiter verfügt.

Mein Vater und Schächter „erfanden“, das heißt Schächter philosophierte, mein Vater stenographierte. Wenn zwei Seiten Papier voll waren, wurden diese zum Maschinschreiben gereicht, auf Kopien des Stenogramms wurde weiter erfunden. Die getippten Exemplare – dreizeiliger Abstand, damit man hineinschmieren konnte! – musste weiter gleich nachgetragen werden, natürlich bunt! – und dabei gleich weiter herum geändert, dann ging das Ganze wieder hinaus zum Reinschreiben, und so weiter!

Das ging so bis ca. 19h30, dann kamen Brötchen und Getränke für alle, wobei natürlich während des Essens weiter erfunden wurde.

Gegen zwei oder drei Uhr früh war dann Schluss, es wurden Taxis für alle bestellt. Großes Problem! Wieso? Wer glaubt beim Taxistand schon, dass um diese Zeit wirklich acht oder neun Taxis in einer leeren Bürogegend gebraucht werden? Meine Mutter wusste von alldem nichts, Telefon hatten wir erst 1964! Sie war „nicht erfreut“.

Am nächsten Tag verspätetes Erscheinen von allen, eine Reinschrift wird angefertigt, mit Botenfahrt (kein e-mail, kein Fax, nichts!) an Schächter übermittelt. Gleich darauf Anruf von Schächter:

´Alles ist schrecklich, nichts ist gut! Warum steht das und jenes nicht drinnen, und das sollte so stehen,' und… und… und…

Mein Vater hört still zu – meist rund zehn bis fünfzehn Minuten, unterbrechen wäre nur kontraproduktiv gewesen und erklärt dann ganz ruhig:

´Das hier ist aus dem und dem Grund nach zwei Stunden wieder gestrichen worden, jenes hier ist dreimal umformuliert worden, und wegen dem und dem Problem ist dann so und so textiert worden,' und… und… und….

Schächter hört zu, wird ganz freudig und lobt alle Beteiligten für die tolle Arbeit… und so geht das jedes Mal, über viele Jahre und Erfindungen hinweg! Dann kündigt sich Schächter für einen neuen Termin an, der aber fast immer zuerst verschoben, dann abgesagt wird, steht daher wiederum unangekündigt vor der Türe unserer Kanzlei…"

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