Jugend in Schweden

Die schwedische Kultusgemeinde, "Mosaiska Församlingen" empfing die ankommenden geretteten Kinder und brachte sie in aufnahmewilligen Familien unter. Friedrich Schächter konnte - wie viele andere jüdische Jugendliche – das Gymnasium weder weiter besuchen noch abschließen, sondern musste zu seinem Lebensunterhalt selbst beitragen. Auch bei der Suche nach Arbeitsplätzen wurde er von der Organisation Mosaiska Församlingen unterstützt. 

Er wurde "zuerst aufs Land gesetzt zu Leuten, die ihn nicht verstanden, wie sich später herausstellte. Seitdem ist er in Stockholm, wohnt für sich selbst in Pension oder auf einem Zimmer und lernt verschiedenes. Anfangs arbeitete er in einer Kliché-Anstalt, jetzt als Reklamezeichner (inoffiziell) an einer Druckerei. Nebenher lernt er in einer Abendschule bei Prof. Steiner-Prag zeichnen". (Brief Mosaiska Församlingen oD, ca. April 1940 im Riksarkivet, Avdelning Arninge/The National Archives of Sweden in Arninge, Stockholm)

Friedrich begann in einem Fotogeschäft zu arbeiten, entwickelt dort die Filme und war auch als Laufbursche tätig. Gleichzeitig gelang es ihm durch seine Beharrlichkeit zeitweilig Schüler der schwedischen Maler Isaac Grünwald und Ragnar Sandberg zu werden.

Er wurde Volontär für Gebrauchsgrafik, bei Druckereien und Werbeagenturen in Göteborg und Stockholm; malte Porträts und konnte bald davon leben.

1950 schreibt er in Briefen an seine Mutter und seine Schwester Edith erstmals von Dr. Aron Meyer Aronson in Halmstad. Diese Familie - bestehend aus Aron, seiner Frau Karin und den drei Kindern Göran, Stefan und Helen - stellte ihm zeitweise ihre Villa zum Malen zur Verfügung und befreundete sich mit ihm. Sie wurden wichtige Förderer seiner malerischen Ambitionen und schließlich auch bedeutende Sammler von Schächters Bildern und Grafiken.

1938 wird ein Patent für einen Kugelschreiber, den sogenannten Go-Pen, vom ungarischen Erfinder Ladislaus Bíró, angemeldet: Fritz erfährt in den vierziger Jahren von diesem neuen Schreibgerät, das in Hinkunft seinen Lebensweg bestimmen sollte. „Fritz hatte eine Fähigkeit, die ihm wesentlich zu seinem grandiosen Erfolg verhilft: die Fähigkeit nämlich, auf Menschen zuzugehen und deren Wohlwollen zu gewinnen, Eugen Spitzer und Viktor Reich, beides Österreicher und eng verbandelt mit BALLOGRAF-VERKEN. Sie machten den Aufstieg von Fritz möglich.“ (Gerhard Brutzkus, Brief 2015)

Der in Göteborg ansässige Unternehmer Eugen Spitzer ermutigt Schächter, einen ähnlichen Stift zu entwickeln. In der Fahrradwerkstatt eines Freundes „stand eine alte, klapprige Drehbank, die für alles geeignet schien, nur nicht für Präzisionsgeräte wie Kugelschreiber… Ich kann mich gut erinnern, als Fritz die ersten Experimente mit Schreibspitzen für Kugelschreiber begann“ (Gerhard Brutzkus, Brief 2015) 1947, im Alter von 23 Jahren, reicht Schächter in Schweden sein erstes Patent ein. In dieser Zeit trifft er auch auf Gerhard Brutzkus, der einer seiner besten Freunde wird.

Der Österreicher Eugen Spitzer gründete 1945 die Firma BALLOGRAF-VERKEN, Friedrich Schächter war von 1948 bis 1951 Entwicklungsleiter.

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